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Newsletter August 2022

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VEJ Rückblick

Gastkommentar

Termine

Hammer des Quartals


August 2022

In dieser Ausgabe:

Wichtige Nachrichten

  • Von "beeindruckend" bis "peinlich": Was Medienprofis zum Merkel-Interview mit Alexander Osang sagen
  • EU-Kommission verklagt Ungarn
  • Wie die „Letzte Generation“ von den Medien hofiert wird - Focus löscht kritischen Beitrag über Sitzblockade auf der A 100
  • Olaf Scholz auf der Re:publica
  • Eurobarometer: EU-Bevölkerung vertraut klassischen Medien am meisten
  • Fragwürdige Kooperationen

VEJ Rückblick

  • EJ-Kongress und Mitgliederversammlung mit Neuwahlen in Temeswar
  • Start der Zusammenarbeit des PresseClubs München und der VEJ
  • Mediendialog zum Nanny-Journalismus – ein voller Erfolg


Gastkommentar

  • von Oliver Numrich, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, Bio-Landbau: Von kosmischen Strahlen und vergrabenen Kuhhörnern

Termine

Hammer des Quartals

  • Hanns-Seidel-Stiftung bekämpft Meinungsfreiheit

                
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Mitglieder,

es freut mich, dass unsere Vereinigung im Jahre 2022 so aufblüht. Die Zahl der Veranstaltungen wächst, wir haben interessante Präsenzveranstaltungen mit Hybridmöglichkeit ins Programm genommen, wir haben einen neu gestalteten Presseausweis mit dem Sponsoring durch unser Neumitglied Dipl.-Ing. Ralf Kröpke und seiner Firma BB ASCON Kapitalmarkt Akademie und wir haben eine neu gestaltete Webseite. Ralf Kröpke betonte in seiner netten Sponsoringzusage, dass die internationale und die nationale Pressearbeit so immens wichtig ist, dass sie gesellschaftlich gar nicht hoch genug geschätzt, eingeordnet und unterstützt werden kann.
Diese positiven Entwicklungen stehen allerdings im krassen Gegensatz zu den katastrophalen Vorgängen in der Bundesrepublik. Aus ideologischen Gründen stehen wir vor einer Energieknappheit, werden Lieder verboten, werden Impfschäden verharmlost, werden Einschränkungen beim Individualverkehr und bei der persönlichen Lebensführung (Heizen, Duschen, Essen) propagiert. Die Medien als vierte Gewalt im Staat fallen leider aus. Die Politik verliert jede Hemmung.

Versuchen wir, wie bisher das Positive und das Negative als Ausgleich zu sehen, das Positive zu unterstützen und das Negative zumindest anzuprangern.

Herzlichst

Dr. Ralf Schneider

Präsident der VEJ


Von "beeindruckend" bis "peinlich": Was Medienprofis zum Merkel-Interview mit Alexander Osang sagen

Altkanzlerin Angela Merkel hat sich vor wenigen Wochen zum ersten Mal seit Ende ihrer Amtszeit in einem Interview geäußert. Gegenüber dem Spiegel-Reporter Alexander Osang nahm sie auch Journalisten auf die Schippe. Wie Medienprofis wie Melanie Amann, Ulrich Reitz, Nikolaus Blome, Nils Minkmar, Paul Ronzheimer ihren Auftritt bewerten - und warum Marc Felix Serrao Alexander Osang peinlich fand:
Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihre Russland-Politik während ihrer 16-jährigen Amtszeit gegen Kritik angesichts des eskalierten Ukraine-Konflikts verteidigt. Eine Entschuldigung für die von vielen als zu nachsichtig gegenüber Russland kritisierte Politik lehnte sie in ihrem ersten großen Interview seit Ausscheiden aus dem Amt ab. "Also ich sehe nicht, dass ich da jetzt sagen müsste: Das war falsch, und werde deshalb auch mich nicht entschuldigen", so Altkanzlerin Merkel im Phoenix-Interview mit Alexander Osang. Merkel verurteilte den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine scharf. "Das ist ein brutaler, das Völkerrecht missachtender Überfall, für den es keine Entschuldigung gibt." Der Angriff sei von Russlands Seite ein großer Fehler.

 Gegenüber dem Spiegel-Journalisten Osang, der sie mehrfach porträtiert hatte, erklärte Merkel auch, warum sie sich nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt nicht zu tagesaktuellen Themen äußern will. Mit ihrer Erklärung brachte Merkel das Publikum im Berliner Ensemble zum Lachen:

"Ich suche mir aber aus, was ich mache, wo ich auftrete, was ich machen will. Ich möchte Sachen machen, die mir Freude machen. Ich möchte jetzt keine Journalistenschelte machen, aber wenn ich dann lese 'Merkel macht nur noch Wohlfühltermine' - dann kann ich nur sagen: Ja." Merkel betonte weiter, dass sie als Bundeskanzlerin a.D. zwar keine ganz normale Bürgerin sei, doch sei es auch nicht ihre Aufgabe, ständig Kommentare von der Seitenlinie zu geben.

Marc Felix Serrao, Chefredakteur von NZZ Deutschland, fand den Abend eher peinlich, aber nicht wegen Merkel:

"Es wäre schön gewesen, wenn Angela Merkel bei ihrem ersten größeren Auftritt seit dem Ende ihrer langen Amtszeit einen Gesprächspartner gehabt hätte, der sie nicht anhimmelt. Doch der Kanzlerin außer Diensten saß auf der Bühne des Berliner Ensembles an diesem Dienstagabend ein Journalist gegenüber, der zumindest mit ihr als Gesprächspartnerin außerstande war, vernünftige, also aus einer professionellen Distanz gestellte Fragen zu formulieren. 'Meine Kanzlerin wird sie sowieso immer bleiben', bekennt der in deutschen Journalistenkreisen sehr angesehene Spiegel-Reporter Alexander Osang gleich zu Beginn und behält den Flötenton für den Rest des Abends bei", so Serrao in seiner Kritik über "Frau Merkel und ihr Fan vom Spiegel".

Melanie Amann, Mitglied der Chefredaktion beim Spiegel, nennt den ersten Auftritt der Altkanzlerin einen Wohlfühltermin voller Widersprüche. Die Altkanzlerin wolle im Umgang mit Putin alles richtig gemacht haben - und widerlege sich in ihren Antworten selbst.

Focus Online-Korrespondent Ulrich Reitz arbeitet in seinem Kommentar drei Punkte heraus, die ihn besonders beeindruckt haben. So schreibt Reitz: "Merkel jedenfalls verteidigt ihre Weichenstellungen faktenstark, selbstbewusst, staatsmännisch und souverän. Und hier ein anderer großer Satz Merkels, groß, weil mutig just in dieser Zeit: 'Russland ist ein faszinierendes Land.' Und: 'Die Tragik wird größer dadurch, dass ich dieses Land mag.'"

Paul Ronzheimer, Stellvertretender Chefredakteur der Bild-Zeitung und Ukraine-Kriegsreporter, meint: "Als der Reporter zur Begrüßung sagte, dass Merkel 'sowieso immer meine Kanzlerin' bleiben werde, war der Ton und die mangelnde Schärfe für das Gespräch leider gesetzt. Vor allem beim Thema Ukraine viel zu wenig kritische Nachfragen.  

SZ-Autor Nils Minkmar fand alles "sehr entspannend" und fragt: "Werden die beiden damit auf Tour durch Kurorte gehen?"

Übermedien-Gründer Stefan Niggemeier bemerkt: "Angela Merkel erzählt, dass sie fünf Wochen an der Ostsee war, in ihrem ehemaligen Wahlkreis, Wandern, Kapuze auf, Hörbücher ('Macbeth', 'Don Carlos'). 'Und weil die Leute dort an mich gewöhnt sind, sind sie auch sehr schweigsam."

Robin Alexander, stellvertretender Chefredakteur der Welt, schreibt:

"Merkel gibt zur Russlandpolitik die Piaf: 'Je ne regrette rien!' Und für den Zustand der Bundeswehr ist der Haushaltsausschuss verantwortlich ..."

RTL-Politik-Chef Nikolaus Blome twittert:

"Angela Merkel räumt ihr Scheitern bei Putin ein, ist sich aber keiner Schuld oder Versagens bewusst. Es sei es wert gewesen, es versucht zu haben. Das stimmt zwar, aber damit kann man halt alles und nichts begründen. Darum reicht es nicht. … Diplomatie ist ja nicht falsch, nur weil sie nicht gelingt", sagt Angela Merkel. Deshalb werde sie sich "nicht entschuldigen". Aber die Frage ist doch, WARUM diese Diplomatie mit Putin nicht funktioniert hat, mithin: Was an der real praktizierten Diplomatie falsch war.

Quelle: kress.de

                                           

 

EU-Kommission verklagt Ungarn

Die EU-Kommission verklagt Ungarn wegen mutmaßlicher Verstöße gegen EU-Recht gleich zwei Mal vor dem Europäischen Gerichtshof. Dabei geht es zum einen um ein Gesetz zur Einschränkung von Informationen über Homosexualität und Transsexualität, wie die Behörde mitteilte. Der andere Fall betrifft das Vorgehen der ungarischen Behörden gegen den unabhängigen Radiosender Klubradio.

Die EU-Kommission überwacht die Einhaltung der Rechtsstaatlichkeit in der Staatengemeinschaft. Sollte Ungarn sich nicht an die nun zu erwartenden EuGH-Urteile halten, drohen hohe Geldstrafen. Kritiker werfen dem rechtsnationalen Regierungschef Viktor Orban schon lange vor, neben den Rechten von Minderheiten auch demokratische Institutionen und die Pressefreiheit auszuhöhlen, sich die Justiz untertan gemacht zu haben und Ressentiments gegen Ausländer zu schüren.

Das Homosexuellen-Gesetz hatte Orban schon im vergangenen Jahr heftigen Gegenwind in der EU beschert. "Dieses ungarische Gesetz ist eine Schande", sagte EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen damals. Der niederländische Regierungschef Mark Rutte machte deutlich, dass er für Ungarn keinen Platz mehr in der EU sieht, wenn die Regierung in Budapest so weitermacht. Das Gesetz trat im Juli 2021 in Kraft. Es verbietet Publikationen, die nicht-heterosexuelle Beziehungen darstellen und Kindern zugänglich sind. Auch wird Werbung verboten, in der Homosexuelle oder Transsexuelle als Teil einer Normalität erscheinen.

Orban selbst wies jede Kritik an den neuen Regeln zurück - und behauptete, er verteidige vielmehr die Rechte von Homosexuellen. Die EU-Kommission ist jedoch der Ansicht, dass das Gesetz unter anderem Minderheiten auf Grundlage ihrer sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität diskriminiert sowie gegen Grundrechte und EU-Werte verstößt. Deshalb leitete die Behörde vor genau einem Jahr ein sogenanntes Vertragsverletzungsverfahren gegen Ungarn ein. Budapest räumte die Bedenken derweil jedoch nicht aus.

Gleiches gilt für das Vorgehen gegen das Klubradio, den wohl letzten professionellen unabhängigen Radiosender des Landes. Der Sender musste im Februar 2021 den UKW-Sendebetrieb einstellen, weil die regierungsabhängige Medienbehörde die Sendelizenz nicht verlängert hatte. Seit dem Amtsantritt des rechtsnationalen Ministerpräsidenten Orban 2010 war der private Sender regelmäßig Repressionen seitens der Medienbehörde ausgesetzt. Unter anderem durfte er vor dem Lizenzentzug nur noch im Großraum Budapest senden. Derzeit verbreitet das Klubradio sein Programm nur noch über das Internet - allerdings mit deutlich geringerer Reichweite. Die EU-Kommission begründete die EuGH-Klage damit, dass Ungarn die Regeln zur Verlängerung der Sendefrequenz in einer unangemessenen und diskriminierenden Weise angewendet habe.

Quelle: Tagesschau

Wie die „Letzte Generation“ von den Medien hofiert wird - Focus löscht kritischen Beitrag über Sitzblockade auf der A 100

Seit Wochen vergeht kaum ein Tag, an dem nicht über die kriminellen Aktionen der „Letzten Generation“ berichtet wird. An einer ausgewogenen und wahrheitsgetreuen Berichterstattung scheint bei den meisten Medien aber kein Interesse zu bestehen. Das beginnt damit, dass die Straftäter als „Aktivisten“ verharmlost werden und hört beim Führen von Interviews mit den auf der Straße sitzenden Mitgliedern der „Letzten Generation“ noch lange nicht auf. Die „Aktivisten“ wiederum nehmen dankbar zur Kenntnis, welch große Aufmerksamkeit ihnen geschenkt wird und versuchen, ihre Bühne immer noch größer werden zu lassen, wie die jüngsten Beispiele von teilweise lebensgefährlichen Aktionen beim Formel1-Rennen in Silverstone, den French Open oder der Tour de France zeigen. Der geschätzte Kollege Josef Kraus stellte in diesem Zusammenhang bereits die Frage, wann es den ersten Toten unter den Aktivisten gibt und welche Folgen das haben kann.

Nicht selten findet auch eine Art Umkehr der Täter-Opfer-Darstellung statt. So titelte der Focus am 29. Juni 2022 in einem Artikel über entsprechende Aktionen in Frankreich: „Pariser Polizei reißt festgeklebte Hände von Klima-Aktivisten einfach von der Straße“. Wo Empörung über das vermeintlich völlig unverhältnismäßige Vorgehen gegenüber Straftätern geschürt werden soll, wird verschwiegen, dass die französische Polizei das Spiel der „Letzten Generation“, deren Mitglieder sich in Frankreich „Dernière Rénovation“ nennen, schlicht und einfach durchschaut hat. Dass es sich bei den angeblich „festgeklebten Händen“ um nicht viel mehr als mediales Framing handelt, stellt der Focus in diesem Video zu oben genanntem Beitrag selbst unter Beweis. Oder soll man es den Redakteuren des Nachrichtenmagazins abnehmen, dass sie allen Ernstes auf diese schwache schauspielerische Vorstellung (ab 0:44 des Videos) hereingefallen sind? Der von der Straße „losgerissene“ Straftäter windet sich auf dem Boden und schreit im Angesicht des Todes nach seiner „Maman“, nur um sich wenige Sekunden später ins Fäustchen zu lachen. Von irgendwelchen Verletzungen ist auf den Bildern weder bei ihm noch seinen Mitstreitern auch nur im Ansatz etwas zu sehen.

Und auch über die jüngsten Straßenblockaden der „Letzten Generation“ auf der A 100 in Berlin berichtete der Focus – wenn auch nur vorübergehend. Ein am Donnerstag in der Online-Ausgabe des Magazins erschienener Artikel über die wütenden Reaktionen einiger Autofahrer war wenige Stunden nach der Veröffentlichung ohne Angabe von Gründen wieder gelöscht worden. Befürchtete man etwa, der objektive Leser könnte zu viel Verständnis für genervte Berufspendler aufbringen, die mit ihrem redlich verdienten Einkommen ganz nebenbei noch den Lebensunterhalt der Mitglieder der „Letzten Generation“ mitfinanzieren? Auf einem YouTube-Video ist ein Autofahrer zu hören, der sich mit einer unmissverständlichen Forderung an einen der Kriminellen wendet: „Geh mal arbeiten, du Spast!“ Wahrlich nicht der schlechteste Ratschlag, den man Menschen Anfang 20 erteilen kann, die sich werktags auf Straßen „festkleben“. Der YouTuber „Der Pilger“ schreibt zu diesem Video: „Gewalttätige Autofahrer begehen Selbstjustiz und ziehen Menschen von der Straße“. Opfer werden zu Tätern gemacht!

Immer mehr Bürger, die unter den kriminellen Aktionen der „Letzten Generation“ zu leiden haben, fragen sich deshalb, wann der Staat endlich durchzugreifen gedenkt. Wo man sich vor nicht allzu langer Zeit nicht davor scheute, friedliche Spaziergänge zu kriminalisieren, werden offensichtliche Straftäter von führenden Grünen-Politikerinnen wie Bundesumweltministerin Steffi Lemke oder Parteichefin Ricarda Lang für ihren „zivilen Ungehorsam“ noch beklatscht. Und auch die läppischen Bußgelder in Höhe von bis zu 241 Euro wirken vergleichsweise harmlos, wenn man bedenkt, was passieren kann, wenn Rettungswagen oder Feuerwehrautos im Stau steckenbleiben.

Dass es so nicht weitergehen kann, haben nun offenbar auch die ersten Politiker in Berlin erkannt. Innensenatorin Iris Spranger (SPD) redete in der „Welt“ Klartext: „Wer sich auf Straßen festklebt, möchte Politik und Gesellschaft erpressen. Der Zweck heiligt nicht die Mittel. Das gilt auch für die Klimaaktivisten der ‚Letzten Generation‘. Die Aktionen sind strafbar. Ich verurteile so etwas, und ich erwarte, dass die Justiz dann auch zu Anklagen und Verurteilungen kommt.“ Derart deutliche Worte waren von Spitzenpolitikern zu diesem Thema bisher kaum zu hören, jetzt müssen diese nur noch in die Tat umgesetzt werden.

Spranger räumte auch ein, dass gegenüber den Blockierern bisher nicht das richtige Maß gefunden wurde: „Ich halte generell ein härteres Durchgreifen für richtig. Deshalb hat die Polizei bereits Gebührenbescheide pro Einzelfall in Höhe von 241 Euro erlassen. Wir prüfen rechtlich, ob weitere Gebühren geltend gemacht werden können.“ Ob Geldstrafen allein, die in praktisch allen Fällen durch Spenden finanziert werden, aber ausreichen, muss dabei leider bezweifelt werden. Der „Gefährliche Eingriff in den Straßenverkehr“ (Paragraf 315b StGB) kann laut Strafgesetzbuch „mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft“ werden.

Quelle: reitschuster.de

                                         

Olaf Scholz auf der Re:publica 

Auf Europas größter Digitalkonferenz, der Re:publica gibt es für Olaf Scholz einen bitter-ehrlichen Moment. Die Moderatorin fragt den Bundeskanzler, wann sie nun endlich ihren Ausweis digital beantragen könne. Scholz antwortet flapsig: „Das möchte ich Ihnen nicht so genau sagen, weil ich die Abläufe der Deutschen Verwaltung kenne.“ 11.700 Gemeinden gebe es schließlich im Land, führt der Kanzler aus. Sie alle müssten erst einmal über solche Fragen entscheiden, „dann kommen wir voran“. Es soll ein Scherz sein. Doch statt für Lacher sorgt Scholz für Geraune im Publikum.Die Anekdote spielt sich gegen Ende des ersten Auftritts eines Bundeskanzlers in der Geschichte der Re:publica ab, die im Juli in Berlin stattfand. Die Anwesenheit des Regierungschefs allein sollte eigentlich die Aufwertung des Digitalen in der Gesellschaft zeigen. Umso enttäuschender ist es, dass die Kanzler-Rede wohl der analogste Vortrag der diesjährigen Konferenz sein wird. So inhaltsleer sind Scholz“ Worte, dass man sie ihm im Grunde schon als Respektlosigkeit gegenüber der digitalpolitischen Debatte auslegen müsste.

Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Es liegt daran, dass Scholz ein Drittel seines Auftritts erst einmal damit verbringt, nicht über das Thema der Veranstaltung zu sprechen. Er holt stattdessen aus über die Ukraine, den Krieg und internationale Verantwortung. Über Solidarität und Zusammenarbeit der Staaten. Mit der Zukunft des Digitalen hat das wenig bis nichts zu tun, Scholz hätte solche Sätze auch bei jedem beliebigen SPD-Ortsverein sagen können.

Geht es anschließend dann doch irgendwann einmal um dieses Internet, findet der Kanzler ein analoges Beispiel nach dem anderen. Mal vergleicht er die Gesetzgebung für große Internetkonzerne mit dem deutschen Mieterschutz, mal spricht er über privat betriebene Straßen, um über den Breitbandausbau zu argumentieren. Hätten diese Beispiele eine konkrete Pointe gehabt, wären sie in Ordnung  gewesen. Stattdessen aber münden sie in Plattitüden, die der Kanzler, mit Verlaub, auch auf einer Re:publica vor zehn Jahren schon hätte äußern können.

Dazu gehören Scholz“ Forderungen nach festen Regeln im Internet, einer Stärkung der Polizei im Netz, mehr Digitalkompetenz in der Bevölkerung. Dazu gehört auch die revolutionäre Feststellung, dass Hacker-Angriffe und Desinformation ziemliches Bedrohungspotential für die öffentliche Debatte und Infrastruktur mit sich bringen. Hört, hört.

Fast schon in die Realsatire gleitet der Auftritt ab, wenn Scholz inhaltsleere Sätze sagt wie: „Wir brauchen mehr Fortschritt bei der Digitalisierung.“ Der anfangs noch gespannte Applaus im Publikum ebbt in diesen Momenten geradezu spürbar ab. Scholz bietet nicht nur keine in die Zukunft gerichteten Inspirationen, er liefert auch überhaupt keine Impulse für relevante digitalpolitische Debatten.

Nur zweimal wird der Bundeskanzler konkreter. Einmal, als es um die Herstellung von Halbleitern und Chips geht. Olaf Scholz lobt die Entscheidung, dass Intel solche bald in Deutschland produzieren will. Sie passt nur zu gut ins neue industriepolitische Zeitalter. Und ein anderes Mal, als es um die bislang fehlende Verantwortung der Netzbetreiber beim privaten Breitbandausbau geht, durch den die Bundesregierung bis 2030 alle Haushalte in Deutschland ins schnelle Internet bringen will. „Wir wollen die Sicherung der flächendeckenden Infrastruktur den Unternehmen auferlegen“, sagt er. Im Grunde ja wieder eine analoge Angelegenheit.

Bundeskanzlerin Angela Merkel erntete einst viel Spott für ihren Ausdruck, das Internet sei für Viele „Neuland“ – wenigstens wirkte sie bei Digitalevents meist so, als hätte sie sich hin und wieder mit der Materie beschäftigt. Sogar gemessen an diesem niedrigen Standard enttäuschte Scholz. Die Re:publica kann auf Reden wie diese jedenfalls gut verzichten.

Quelle: Wirtschaftswoche


               

Eurobarometer: EU-Bevölkerung vertraut klassischen Medien am meisten
In einer Eurobarometer-Umfrage wurde nach Mediengewohnheiten gefragt, welche Medien Vertrauen genießen und wie die von Desinformation ausgehende Gefahr eingeschätzt wird.

Die Hälfte der Befragten gab an, sich am meisten für nationale politischen Themen zu interessieren. Dahinter liegen fast gleichauf Lokalnachrichten (47 %) und europäische und internationale Themen (46 %).

72 % der Befragten sagten, vor kurzem entweder in der Presse, im Internet, im Fernsehen oder im Radio etwas über die Europäische Union gelesen, gesehen oder gehört zu haben. Über das Europäische Parlament haben 57 % kürzlich etwas gelesen, gesehen oder gehört.

Am wenigsten in den Nachrichten wahrgenommen wird die EU mit 57 % in Frankreich. Der Höchstwert liegt bei 90 % in Rumänien. Bei der Wahrnehmung des Europäischen Parlaments schwankt der Wert zwischen 39 % in Frankreich und 85 % in Malta.

Für 75 % ist das Fernsehen die primäre Nachrichtenquelle. Das gilt vor allem für Befragte, die älter als 55 Jahre sind. Mit recht großem Abstand folgen Online-Nachrichtenportale (43 %), Radio (39 %) sowie soziale Medien und Blogs (26 %). Die Presse kommt an fünfter Stelle: 21 % nennen Zeitungen und Zeitschriften als ihre Hauptnachrichtenquelle. Jüngeren dienen vor allem soziale Medien und Blogs als Informationsquelle. Fast die Hälfte der 15- bis 24-Jährigen (46 %) nutzten sie – bei den Befragten über 55 Jahren sind es 15 %.

Klassische Nachrichtenquellen – vor allem das Fernsehen – sind zwar wichtig, doch 88 % der Befragten greifen zumindest auf einige Nachrichten online über ihr Smartphone bzw. ihren Computer oder Laptop zu. 43 % der Befragten nutzen Websites von Nachrichtenquellen (z. B. von Zeitungen), um im Internet Nachrichten zu lesen. 31 % lesen Artikel oder Beiträge, die in ihren sozialen Netzwerken erscheinen. Bei den Jüngeren ist dieser Wert höher: Über soziale Netzwerke greifen 43 % der 15- bis 24-Jährigen auf Nachrichten zu, bei den Befragten über 55 Jahren sind es 24 %.

Für Nachrichten im Internet zu bezahlen, ist noch immer die Ausnahme: 70 % derjenigen, die online auf Nachrichten zugreifen, geben an, nur kostenlose Inhalte oder Dienste im Internet zu nutzen.

Die Befragten vertrauen klassischen Rundfunk- und Printmedien und deren Internetauftritten mehr als Online-Nachrichtenportalen und sozialen Medien. Ob es sich um ihren „Haussender“ oder dessen Online-Präsenz handelt: 49 % der Befragten gehen davon aus, dass öffentlich-rechtliche Fernseh- und Radiosender wahrheitsgetreu berichten. Auf dem nachfolgenden Platz kommen die Printmedien mit 39 %. Private Fernseh- und Radiosender hingegen sind für 27 % vertrauenswürdig. Ein Land sticht dabei heraus: Nur in Polen gelten private Fernseh- und Radiosender als vertrauenswürdigste Nachrichtenquelle. Noch radikaler ist die Abkehr von klassischen Nachrichtenquellen in Ungarn: Die dort Befragten geben an, am vertrauenswürdigsten seien für sie „Personen, Gruppen oder Freundinnen bzw. Freunde, denen sie in den sozialen Medien folgen“.

Vertrauen spielt auch eine Rolle, wenn es darum geht, was die Befragten dazu bringt, Meldungen im Internet zu lesen. 54 % tun dies, weil sie der Titel interessiert. Für 37 % aber ist es wichtig, dass sie dem Nachrichtenportal vertrauen, auf dem die Meldung veröffentlicht wurde.

Mehr als ein Viertel der Befragten (28 %) gibt an, in den letzten sieben Tagen sehr oft oder oft Desinformation und Falschmeldungen ausgesetzt gewesen zu sein. In Bulgarien ist der Wert für diese beiden Angaben mit 55 % am höchsten. In den Niederlanden ist er am geringsten. Dort geben 3 % an, sie bekämen „sehr oft“ Desinformation und Falschmeldungen mit, und 9 % sagen, dies geschehe „oft“.

Die meisten Befragten trauen sich zu, Desinformation und Falschmeldungen erkennen zu können: 12 % antworten, sie seien „sehr zuversichtlich“, das zu können, und 52 % sind „ein wenig zuversichtlich“. Das Vertrauen, wahrheitsgetreue Nachrichten von Falschmeldungen unterscheiden zu können, nimmt mit zunehmendem Alter ab. Es nimmt jedoch zu, je höher das Bildungsniveau ist.

Quelle: Europäisches Parlament


                                         

Fragwürdige Kooperationen


Die EU-Kommission richtet in Brüssel einen sogenannten "European Newsroom" ein: Journalistinnen und Journalisten von 16 europäischen Nachrichtenagenturen sollen ab 1. Juli aus einem gemeinsamen Büro im Gebäude der belgischen Agentur Belga berichten. Federführend beteiligt ist die Deutsche Presseagentur (dpa), die sich mit anderen großen Agenturen zusammenschließt, wie etwa der französischen AFP, der italienischen ANSA oder der spanischen EFE.

Ein Teil des Geldes dafür, rund 1,76 Millionen Euro, stammt aus dem Budget der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit, aus dem zum Beispiel auch finanzielle Mittel für den Sender "Euronews" bereitgestellt werden. Dafür sollen die beteiligten Agenturen und ihre Korrespondentinnen und Korrespondenten zwei Mal in der Woche einen Nachrichtenüberblick produzieren, der eine "paneuropäische Perspektive auf die EU-Politik" bieten soll.

Laut dem zuständigen EU-Kommissar Thierry Breton werde so der "Zugang der Bürgerinnen und Bürger zu qualitativ hochwertiger Information gestärkt“. So sollen Nachrichtenüberblicke an die Kommission geliefert werden, die auf einer eigenen Website veröffentlicht werden. Die Inhalte seien kurzgefasste Auszüge aus Agenturmeldungen zu EU-Themen, die mit Verzögerung und mit Hinweis auf den jeweiligen Agenturdienst publiziert werden, heißt es dazu von der dpa.

Dass die Kommission für ein EU-Nachrichtenportal auf große Agenturen zurückgreift, ist zunächst wenig verwunderlich: Nahezu alle großen Medienportale nutzen deren Meldungen, wer keine eigenen Korrespondenten oder Reporterinnen in Brüssel hat, ist häufig ausschließlich auf diese angewiesen. In der Konsequenz dominieren Agenturmeldungen zumeist die Nachrichtenlage zu EU-Themen. Diese Dominanz wird durch ein eigenes EU-Portal mit einer europaweiten Beteiligung relevanter Agenturen noch einmal verstärkt.

Problematisch ist allerdings, dass es laut verschiedener Experten bei einigen der beteiligten Agenturen erhebliche Zweifel an deren Unabhängigkeit und journalistischer Qualität gibt: Besonders deutlich wird dies am Beispiel der serbischen Agentur Tanjug. Die frühere amtliche Nachrichtenagentur Jugoslawiens ist inzwischen zwar privatisiert, doch die Inhaber-Firma Tačno unterhält enge Beziehungen zur Regierung von Präsident Aleksandar Vučić.

Dessen Regierung steht seit Jahren in der Kritik, weil sie die Pressefreiheit einschränkt. Im weltweiten Pressefreiheits-Ranking von "Reporter ohne Grenzen" war das Land zwischenzeitlich bis auf Platz 93 abgerutscht, momentan befindet man sich auf dem Rang 79 von 180 Ländern. Immer wieder beklagen serbische Journalistinnen und Journalisten, dass sie staatlicherseits diskreditiert, behindert und bedroht werden. Dagegen werden regierungsfreundliche Medien mit großzügigen Subventionen bedacht, kritisiert "Reporter ohne Grenzen".

Weil Tanjug in Serbien für fragwürdige Berichte und offenkundige Parteinahme zugunsten der Regierung bekannt ist, kritisieren serbische Journalistenverbände deren Aufnahme in den Europäischen Newsroom und protestierten öffentlich gegen die Mittelvergabe der EU-Kommission. Dpa-Sprecher Jens Petersen verweist auf Anfrage auf die redaktionelle Charta des European Newsroom, die eine faktentreue und unabhängige Berichterstattung einfordere.

Quelle: NDR

 

           

EJ-Kongress und Mitgliederversammlung mit Neuwahlen in Temeswar

Der internationale Kongress der EJ (Europa-Journalisten), also unseres Dachverbandes, fand im Mai in Temeswar, Rumänien statt. Unser bisheriger EJ-Präsident Prof. Dr. Dr. Paolo Magagnotti, der nicht mehr für diese Position kandidierte ist an der dortigen Universität tätig und bestens vernetzt. So hatte er ein attraktives Programm rund um den Kongress mit Sightseeing, kulinarischen Highlights und Besuch bei einem Winzer organisiert. Er selbst eröffnete die Veranstaltung mit einer beeindruckenden Rückschau über die Arbeit der vergangenen Jahre.

Der Kongress selbst stand im Zeichen des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine. Viele Aspekte dieses Vorfalls wurden diskutiert und es gab die Gelegenheit mit Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine über Videokonferenz live zu sprechen.

Die alljährliche Mitgliederversammlung wurde mit dem Bericht des Schatzmeisters Marc Willière für die Geschäftsjahre 2019, 2020 und 2021 eröffnet. Die Ausgaben wurden erläutert; im Moment verfügt die EJ über einen Bestand von rund 14.000 €. Damit zeigt sich die Kasse in Ordnung. Die EJ verzeichnet aktuell rund 500 Mitglieder.

Danach wurde das Executive Committee wie folgt gewählt. 1. Paolo Magagnotti (I) 2. Francesca Cristoforetti (I) 3. Felicia Ristea (RO) 4. Michaell Jäger (D) 5. Gines Llorca (E) 6. Luida Pace (F) 7. Ralf Schneider (D) 8. Marc Willère (L) 9. Tinatin Dvalishvili (GE) 10. Georgeta Petrovici (RO) 11. Vassil Sotirov (BG) 12. Jacques Campé (B) 13 András Radetzky (H) 14. Rotger Kindermann (D) 15. Jusuf Kanli (TR)

Der scheidende EJ-Präsident Paolo Magagnotti schlägt daraufhin die Rumänin Felicia Ristea als neue EJ-Präsidentin vor. Einstimmige Wahl. Als Vizepräsidenten wurden folgende ExCom Mitglieder einstimmig gewählt: Dr. Ralf Schneider, Vassil Sotirov, Andras Radetzky. Gines Llorca wird einstimmig zum Generalsekretär gewählt. Das ExCom beschließt ebenfalls die Wahl einer stellvertretenden Generalsekretärin in der Person von Georgeta Petrovici: einstimmige Zustimmung. Marc Williere wird einstimmig zum Schatzmeister gewählt.

Auf Anfrage von Michel Jäger wird Prof. Dr. Dr. Paolo Magagnotti gebeten die neu gewählte Präsidentin Felicia Ristea, auch aufgrund seiner langjährigen Erfahrung an der Spitze des Vereins, zu unterstützen. Er stimmt gerne zu.

Auf Vorschlag des Präsidenten werden folgende Mitglieder einstimmig zu Rechnungsprüfern gewählt: Dagmar Kaysermann-Passman, Lucian Ionica, René Nour El Din.

Das ExCom erwägt die Möglichkeit, den Kongress 2023 in Ulm oder als Alternative, in Trentino-Südtirol auszurichten. Der scheidende Präsident Paolo Magagnotti wird zum EJ Ehrenpräsident gewählt.
 

         

Start der Zusammenarbeit des PresseClubs München und der VEJ

Bei der ersten gemeinsamen Veranstaltung des Presseclubs München und unserer VEJ begrüßten der Vorsitzende des PresseClub München, Dr. Uwe Brückner und VEJ-Präsident Dr. Ralf Schneider, Carmela Shamir, die Generalkonsulin des Staates Israel.


Das Themenspektrum war vielfältig: Israels Anerkennung durch Saudi-Arabien (Abraham-Abkommen). Kann es ein Vorbild für weitere Verträge sein? Wie groß ist das Potential von Kooperationen im Bereich Wirtschaft und Innovation? Wie hat sich der Meilenstein der israelisch-deutschen Beziehungen, nämlich das israelische Generalkonsulat, sowie die ständige israelischen Repräsentanz in München entwickelt?

Als ein Hauptziel stellte das Generalkonsulat die Zusammenarbeit mit jungen Menschen in den Vordergrund, die unter anderem durch das Praktikumsprojekt „New Kibbutz“ gefördert wird. Dieses Programm ermöglichte bereits mehr als 100 jungen Deutschen Praktikumserfahrungen in israelischen Technologieunternehmen, insbesondere um Netzwerke aufzubauen und das Ökosystem für Unternehmensgründer kennen zu lernen.

Weitere Themen waren das Olympia-Gedenkjahr in München sowie die Entwicklung antisemitischer Straftaten – auch in Süddeutschland.

             

Mediendialog zum Nanny-Journalismus – ein voller Erfolg

Der Mediendialog der VEJ wurde nach zweijähriger Pause wieder durchgeführt. Er hatte als Titel „Nanny-Journalismus – der Kommentar als Credo der Berichterstattung“ und noch nie waren wir hautnaher und direkter beim Thema als diesmal. Näheres dazu unter „Hammer des Quartals“.

In seiner Eingangsrede betonte VEJ-Präsident Ralf Schneider,dass Ideologien und Religionen Macht von Menschen über Menschen ermöglichen. Es geht nicht um Vernunft und Wissen, sondern um Glauben und das Akzeptieren höherstehender Individuen über das sogenannte gemeine Volk. Politiker und Medienschaffende sind solche Privilegierten, die von den Auswirkungen ihrer Entscheidungen oft gar nicht betroffen sind.

Wir sind es leider mittlerweile gewohnt, dass nicht nur Wahrheiten, sondern sogar Gesetze je nach eigenem Gutdünken missachtet oder gebogen werden, egal ob illegale Grenzüberschreitung oder Schulpflicht, so Schneider in seiner Einführung zum Thema. Es geht um unsere individuelle Freiheit. Trotz aller gescheiterten Versuche, mit Strafsteuern ungewünschtes Verhalten einzudämmen, setzt sich der Siegeszug der Verzichtsideologie weiter fort. Zucker, Salz, Fett und Tabak lassen grüßen. Neu daran ist nur, dass heutzutage selbst Konservative offenbar nicht mehr immun sind, und sich am neuen Kreuzzug der Tugendwächter beteiligen.

Es geht um die individuelle Freiheit und um die Bürgerrechte. Offensichtlich ist die Mehrzahl der Bevölkerung in der Bundesrepublik damit überfordert. Man fleht die Politiker an, doch vorzuschreiben wie sich jeder Einzelne zu verhalten hat und das Ganze bitte auch scharf zu überwachen und konsequent zu sanktionieren. Viele suchen den Nanny-Staat, der uns an die Hand nimmt, und vor allem schützt, was in deren Augen gefährlich sein könnte. Man schütze uns vor ungesundem Essen, man schütze uns vor zu schnellem Autofahren, vor Kurzstreckenflügen und vor überdimensionalen Urlaubsvergnügen, vor bestimmten Sportarten und natürlich davor in Wort und Schrift klar zu kommunizieren.

Wer dachte diese finsteren Zeiten der Bevormundung seien überwunden, könnte im Moment ins Grübeln kommen. Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland steht geschrieben, dass jeder Bürger, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei äußern darf. Die Realität sieht anders aus. Wort-Tabus, Sprech- und damit Denkverbote beherrschen tagtäglich die öffentliche Meinung. Dies nennt man „Political Correctness“ oder den Einsatz der Moralkeule.

Bereits im ersten Streitgespräch ging es dann zur Sache. Moderiert von VEJ-Generalsekretär Michael Jäger diskutierten Prof. Dr. Sabine Schiffer vom Institut für Medienverantwortung in Berlin und der Chefreporter Politik der Funke Mediengruppe, Jan Dörner das Thema: „Kriegsberichterstattung als Medienereignis“. Sabine Schiffer betonte, wir dürften nie vergessen, dass Propaganda eine zentrale Rolle in der Kommunikation bei Kriegen und Konflikten spielt. Oft auch verborgen und heimlich. Jan Dörner musste daraufhin zugestehen, dass man natürlich viele Angaben der kriegsführenden Parteien gar nicht überprüfen könne. Schiffer goss noch ein wenig Öl ins Feuer, indem sie darauf verwies, dass Studien zeigen, dass die Berichterstattung am Anfang eines Konflikts praktisch nur in eine Seite zeigt und erst im Laufe der Zeit etwas ausgewogener wird. Man vergesse in alle Richtungen zu recherchieren. Dörner meinte allerdings die Bundesregierung lasse sich keinesfalls von den Medien beeinflussen, sondern handelten nach eigenem Ermessen. Schiffer konterte, dass die Medien dann wohl ihre Aufgabe als vierte Gewalt vernachlässigten.

Insbesondere die Journalisten der öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland praktizieren häufig eine vom ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck als „Pädagogik-Journalismus“ bezeichnete Form der Berichterstattung. Der Journalist ist dann eher ein Aktivist, der zum Beispiel beim Thema Essen fortwährend einen veganen Lebensstil propagiert, die Verwendung von Zucker verteufelt oder den klimaschädlichen Verzehr von Fleisch anprangert. Für die VEJ daher Grund genug, den Ernährungswissenschaftler Uwe Knop und Bettina Eick, Fachreferentin für Ernährung bei PETA („People fort he Ethical Treatment of Animals“) Deutschland, zu einem offenen Meinungsaustausch unter der Leitung von VEJ-Vorstandsmitglied Hendrik Schott ohne ideologische Scheuklappen einzuladen. Für die Teilnehmer des Mediendialogs gab es aufschlussreiche Antworten unter anderem zu Themen wie „Warum sollte niemand den Bürgern Empfehlungen geben, was man zu essen oder trinken hat?“ oder „Warum gibt es bislang keine Beweise für gesunde Ernährung und ungesunde Lebensmittel im Sinne belastbarer, wissenschaftlicher Kausalevidenz?“. Leben moderate Fleischesser nun wirklich am längsten? Nach einem offenen, kontroversen sowie sehr informativen Streitgespräch gab es jedoch Einigkeit in puncto Fleischverzehr: Wenn Fleisch, dann besser weniger und hochwertiger!

Höhepunkt des Nachmittags war ohne Zweifel der Auftritt des Top-Journalisten Boris Reitschuster, der seine Aufgabe darin sieht die Regierenden zu kritisieren und sich damit so unbeliebt machte, dass er konsequent gemobbt, ja verfolgt wird. Reitschuster legte dar, wie die Mainstream-Medien die Realität verzerren. Insbesondere im Rahmen der Pandemie-Berichterstattung legte Reitschuster den Finger in die Wunde. Auf seine Frage in der Bundespressekonferenz an den Virologen Drosten, warum er nicht auch kritische Stimmen anderer Wissenschaftler in seine Überlegungen einbeziehe, bekam er keine Antwort. Allerdings wurde daraufhin Anzeige gegen ihn erstattet, er musste mehrere Polizeibesuche und -befragungen erdulden und seine Bankkonten wurden gekündigt. Reitschuster sieht eine dramatische Veränderung in der Bundesrepublik, weil die heutigen Politiker und vor allem Politikerinnen die Menschen konsequent umerziehen wollen. Diese Umerziehung setze sich durch die Monokultur unserer Medien fort. Wir erleben ein Medienversagen. Pluralismus wird nicht mehr praktiziert. Meinungen und sogar Tatsachen werden ausgegrenzt und totgeschwiegen. Ausgewogenheit findet vor allem in den öffentlich-rechtlichen Medien nicht mehr statt.

 

Gastkommentar von Oliver Numrich, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie,

Bio-Landbau: Von kosmischen Strahlen und vergrabenen Kuhhörnern

Die Anthroposophie ist die einflussreichste Sekte in Deutschland. Sie entfaltet ihre Wirkkräfte insbesondere im Gesundheits- und Bildungswesen sowie in der Ernährungswirtschaft. Die Anthroposophie basiert auf den Lehren des österreichischen Publizisten, Vortragsredners und Hellsehers Rudolf Joseph Lorenz Steiner (1861 bis 1925). Die zentrale Quelle der anthroposophischen Lehre bildet seine okkulte Geheimwissenschaft, die er aus der Erforschung der geistigen Welt mit Hilfe von „Hellseherorganen“ entwickelt hat. Die Anthroposophie versucht – im Gegensatz zum naturwissenschaftlichen Ansatz – die Menschheit und ihre Entwicklung spirituell und übersinnlich zu verstehen. Bereits zu Steiners Lebzeiten wurden sozialdarwinistische und rassistische Aspekte seiner Lehre kritisiert.

 Steiners Ideen bilden die Grundlage für die Waldorfpädagogik, die anthroposophische Medizin und den biologisch-dynamischen Landbau. So beziehen sich im deutschen Öko-Landbau von neun führenden Anbaubverbänden wie Bioland, Naturland und Demeter sieben positiv auf die Anthroposophie. Bei allen neun werden für die Behandlung kranker Tiere anthroposophische Naturheilverfahren wie die Homöopathie empfohlen. Bei den meisten Verbänden soll oder darf nach den esoterischen biologisch-dynamischen Anbaumethoden Rudolf Steiners gearbeitet werden. Dazu gehört insbesondere die Orientierung an Mondphasen. Steiner dazu: „Anthroposophisch, im Rhythmus der Mondphasen angebautes Gemüse ist fähig, Licht-Äther zu speichern. Am Pflanzenwachstum ist der ganze Himmel mit seinen Sternen beteiligt.“

Herzstück des biodynamischen Anbaus sind so genannte Präparate zur Boden- und Pflanzenbehandlung. Demeter erklärt auf seiner Webseite die verschiedenen Sorten: So gibt es Kompostpräparate und Spritzpräparate, die hochverdünnt und rhythmisch im Wasser verrührt auf die Felder aufgebracht werden. Weitere Präparate sind mit Dung gefüllte Kuhhörner, die bei Vollmond auf dem Acker vergraben werden und nach Steiner als kosmische Antennen zum Empfang der astralisch-ätherischen Kraftströmungen dienen. Oder das Schafgarbenpräparat, für das Blüten der Schafgarbe in die Blase eines Hirschs gefüllt und ein Jahr lang in der Erde den Kräftewirkungen des Jahreslaufes ausgesetzt werden. Steiner empfiehlt den Landwirten, sich zur Gewähr, dass es sich um ein männliches Tier handelt, vom Förster die Hoden mitschicken zu lassen. Tiere zu töten und deren Fleisch zu essen lehnen viele Anhänger der Anthroposophie dagegen ab, da die Tiere in Form von Kreaturen zurückkehren würden, die ihre Kräfte gegen die Körper der Nachkommen derer wenden, die sie einst getötet haben. Bakterien sind nach Auffassung Steiners nichts anderes als in einem vorherigen Leben „gequälte, getötete und gefressene Tiere“.

 Zuletzt geriet die Anthroposophie auch in Mainstreammedien in die Kritik, als sich bei der Corona-Pandemie besonders viele Impfgegner aus diesem Milieu zu Wort meldeten. Doch im Zuge der Übernahme der Regierung durch die Ampel-Koalition mit ihren hochgesteckten Öko-Zielen wird Bio zum neuen Allheilmittel erklärt. Ob Bodenfruchtbarkeit, Tierwohl, CO2-Ausstoß, Biodiversität oder gesunde Ernährung – Bioprodukte sollen alle Zielkonflikte gleichzeitig lösen können. Und das, obwohl die Erträge teilweise deutlich unter denen konventioneller Erzeugung liegen. In Zeiten, in denen Grundnahrungsmittel weltweit knapp werden, wirkt die Priorisierung der Bioproduktion geradezu ignorant. Eine kritische Auseinandersetzung der regierungsaffinen Medien mit dem massiven Einfluss biodynamischer Esoterik auf die Bioszene ist daher nicht zu erwarten. Im Gegenteil: Erst diese Woche erschien auf zdf.de ein Artikel, in dem eine Pressemitteilung des Lobbyverbands BÖLW größtenteils unkritisch übernommen wurde. Vielleicht auch deshalb, weil Regierungserklärungen von denen der Öko-NGOs kaum noch zu unterscheiden sind: Die vormalige Pressesprecherin des BÖLW ist jetzt eine Sprecherin des Bundesministers für Landwirtschaft und Ernährung. Eine umfassende Distanzierung der Bioerzeuger von den kruden Lehren der Anthroposophie Rudolf Steiners sucht man dagegen bis heute vergebens.

 

TERMINE
08.09.2022 (10:00 Uhr) bis 09.09.2022 (17:00 Uhr)

ARD.ZDF medienakademie (BR-Gelände), Wallensteinstraße 121, 90431 Nürnberg

Investigative Recherche, Rollenreportage, Undercover

Fälschungen und Lügen aufdecken, hinter die Kulissen schauen, Fakten und Zusammenhänge aufzeigen - das sind Aufgaben des investigativen Journalismus. Aber wo findet man investigative Themen, was sind die richtigen Recherchewege, welche (Auskunfts-)Rechte haben Journalisten, wie gehe ich mit Protagonisten und Informanten (Whistleblower) um, welche Drehvorbereitungen sind beim Einsatz einer versteckten Kamera wichtig? Diese Fragen werden im Seminar an konkreten Beispielen behandelt, aktuelle Projekte zur Rollenreportage und Undercover vorgestellt und gemeinsam unter journalistischen, rechtlichen und ethischen Fragestellungen diskutiert.

Dieses Seminar wird je nach aktueller Corona-Lage als Präsenz- oder Online-Termin angeboten. Telefon: +49 911 9619-0, Preis: 690,- € p.P., Seminarleitung: Kim Otto

18.Oktober 2022 bis 20. Oktober 2022

Medientage München 2022

In diesem Jahr finden die MEDIENTAGE MÜNCHEN vom 18. bis 20. Oktober 2022 statt. Nach zwei Jahren digitaler und hybrider Umsetzung freuen wir uns auf eine Präsenzveranstaltung mit Speakern und Publikum vor Ort. An den drei Tagen erwartet euch ein Konferenzprogramm auf mindestens vier parallelen Bühnen mit etwa 400 Speakern. Zudem wird es 2022 ein Special zu Web3, the Metaverse und Medien in der NFT-Economy geben. Auf der Expo präsentieren sich TV-Sender, Audio-Expertinnen und -Experten sowie Technologie-Anbieter.

Erstmals wird 2022 der „Blaue Panther – TV & Streaming Award“ im Rahmen der #MTM22 im Oktober in München verliehen. Die Preise werden bei einer Award-Show am 19. Oktober übergeben – unter anderem von der für die bayerische Fernseh- und Filmwirtschaft zuständigen Digitalministerin Judith Gerlach. Künftig können sich für den Nachfolger des Bayerischen Fernsehpreises nicht mehr nur TV-Produktionen, sondern auch Produktionen für Streamingplattformen oder hochkarätige Formate von Web-Creators für Web-Plattformen bewerben.

Kontakt: Infos

Medien.Bayern GmbH, Rosenheimer Straße 145e, 81671 München
Tel.: +49 (0)89 68 999 – 0, E-Mail: Infos

21.September 2022 bis 22. September 2022
Österreichische Medientage 2022

Die Österreichischen Medientage verstehen sich als Impulsgeber für neue Strategien und Ansätze und dienen als Plattform für Networking und Informationsaustausch. Sie werden 2022 bereits zum 29. Mal von der HORIZONT Mediengruppe, dem führenden Kommunikationsmedium aus dem Manstein Verlag, am Erste Campus organisiert und sind das jährliche Topevent der heimischen Medien- und Kommunikationsbranche. Sie erreichen dort Führungskräfte, Kreative und Entscheidungsträger aller Verlags- und Medienhäuser, Verantwortliche der Kommunikations- und Marketingbranche sowie prominente Vertreter aus Wirtschaft und Politik.

Infos

Veranstaltungsort: Erste Campus Wien, Am Belvedere 1, 1100 Wien, Österreich

Kommunikationskongress 2022 – PRÄSENZ
22. September 2022 bis 23. September 2022

Im Jahr 2022 setzt der Verband BdKom beim Kommunikationskongress einen neuen Impuls: In professioneller Kommunikation geht es letztendlich stets um PRÄSENZ – präsent zu sein, schwebt als übergeordneter Agendapunkt über allem.

Präsenz auf professioneller Ebene: Wie können, wo müssen und wollen Organisationen kommunikativ PRÄSENZ zeigen – und wo nicht? Welche Medien, Kanäle und Themen sind essenziell, um präsent zu sein, welche werden wichtiger und wie können wir Ressourcen effizient einsetzen?

Präsenz auf gesellschaftlicher Ebene: Wie schafft es Kommunikation, dort Präsenz und damit Haltung zu zeigen, wo es gesellschaftlich darauf ankommt? Wie kann man mit der dauerhaften (Über-)Präsenz von Propaganda, von destruktiven und/oder demokratiefeindlichen Gruppen oder irreführenden Informationen in öffentlichen Diskursen professionell umgehen? Welche Verantwortung werden Journalisten hierbei tragen und annehmen müssen?

Präsenz auf organisatorischer Ebene: Die Pandemie hat unser Verständnis von Präsenz grundlegend verändert – was bedeutet das für die Zukunft in der externen, aber auch internen Kommunikation? Wie wichtig wird physische Präsenz (wieder) werden? Wie wichtig wird digitale Präsenz (noch) werden? Welche Auswirkungen haben die unterschiedlichen Präsenzformen auf die Kommunikation? Wie schafft man Präsenz, wenn man nicht im herkömmlichen Sinne präsent ist oder sein kann?

Präsenz auf persönlicher Ebene: Welche Skills werden Kommunikatoren in Zukunft benötigen, um in ihren Organisationen und in der Öffentlichkeit präsent und relevant zu sein? Wie entwickelt sich das Berufsbild vor dem Hintergrund eines veränderten Verständnisses von Präsenz?

Alexander Bilgeri, Annika Belisle, Caren Altpeter, Claus Zemke, Daniela Werner, Eckhard Klockhaus, Franziska von Lewinski, Ines Schurin, Jörg Eigendorf, Julia Lupp, Katja Bott, Kristin Breuer, Lars Rosumek, Martin Fensch, Maximilian Heiler, Michael Manske, Michael Preuss, Monika Schaller, Natanael Sijanta, Nikola Gardeweg, René Seidenglanz, Sven Korndörffer, Tim Röhn, Tina Kulow, Wolfgang Ainetter

Infos

Veranstaltungsort: bcc Berlin Congress Center, Alexanderstraße 11, 10178 Berlin, Deutschland
 

Himmel und Hölle: Preisverleihung an der Havel, am 03.09.2022 - AB 15:30 UHR

Wo: Berlin, Havel, Segelschule Hering

Seegarn, Segeln, Sekt: Am 3. September lädt Freischreiber e.V. – der Berufsverband freier Journalistinnen und Journalisten an die Havel in Berlin ein. Tauchen die Füße ins Wasser, tauschen sich über das Freisein aus. Und: Sie küren die Sieger des Himmel- und Hölle-Preises 2022.

Freie entscheiden sich oft, trotz Krisen im Ausland zu bleiben – obwohl sie verletzlicher sind als Feste. Ihnen liefert kaum eine Redaktion Schutzweste und Bodyguard, Ausfall-Honorar und Versicherungs-Paket. Umso existenzieller ist es, dass Auftraggeber das Risiko freier Journalisten fern der Heimat mittragen. Deshalb widmen wir den diesjährigen Himmel- und Hölle-Preis der Auslandsberichterstattung. Mit Leonie March, Vorsitzende von Weltreporter.net, dem größten Netzwerk deutschsprachiger Auslandskorrespondenten.

Anmeldung ab sofort.

Teilnahmegebühr: Freischreiber-Mitglieder: 19 Euro, Externe: 34 Euro

Anmeldung

Scoopcamp Hamburg, 08.09.2022

Veranstaltungsort: del mar - Beachclub Hamburg, Sankt Pauli-Landungsbrücken, 20359 Hamburg

Eine Reise in die Zukunft der Medienlandschaft

Die Innovationskonferenz für Medien findet wieder statt: Am 8. September 2022 veranstaltet nextMedia.Hamburg gemeinsam mit der dpa das scoopcamp. Im Fokus des ganztägigen Programms stehen Monetarisierungsstrategien für den Journalismus. Während Experten aus der Praxis zu den Kernthemen Digital Revenue, Audience und Creator Economy ihre Insights teilen, hat das Fachpublikum die Möglichkeit, sich aktiv zu Erfahrungen und Herausforderungen auszutauschen.

Im Bereich Digital Revenue geben Kolleginnen und Kollegen einen Überblick über die aktuelle Situation journalistischer Monetarisierungsmodelle, beschäftigen sich mit Herausforderungen, vor allem aber mit praktikablen Lösungsansätzen in diesem Bereich. Außerdem wird im Themenfeld Audience diskutiert, wie wichtig datenorientierte Zielgruppenanalysen sind, um aufschlussreiche Consumer Insights zu generieren und gewinnorientierte Strategien abzuleiten. Über den Tellerrand der „klassischen Medien“ blicken Fachleute und Teilnehmer gemeinsam im Bereich Creator Economy und leiten aus den Geschäftsmodellen erfolgreicher Influencer Lösungsmodelle für den Journalismus ab.

Ticket: € 117,81, Anmeldung

 

Der Hammer des Quartals 
      
                                       

Hanns-Seidel-Stiftung bekämpft Meinungsfreiheit

In den 1980er Jahren war die Hanns-Seidel-Stiftung die intellektuelle Speerspitze einer konservativ-christlichen Wertepolitik. Franz-Josef Strauß und Edmund Stoiber hatten die Bildungseinrichtung zur weltweiten Kaderschmiede im Kampf gegen linke Ideen geformt. Man war weniger parteinah, als parteizugehörig. Die Stiftung wurde das „geheime“ Außenministerium genannt und glänzte durch ein Ausbildungsprogramm für junge Journalisten. Stipendien wurden weltweit, auch nach China und Russland vergeben und es gelang den Virus von Freiheit und Demokratie auch in diesen Ländern zu platzieren.

Heute ist die Stiftung ein billiger Abklatsch ihrer selbst und fällt nur durch negative Schlagzeilen die Selbstbedienungsmentalität ihrer Vorstände betreffend, auf. So hat der Bundesrechnungshof von 2015 bis 2019 die Bezahlung des Stiftungspersonals geprüft und "erhebliche Verstöße" festgestellt. Tatsächlich bezahlte die Stiftung ihren Vorständen, Geschäftsführern oder Generalsekretären Monatsgehälter in Höhe bis zur Besoldungsgruppe B9 der Bundesbesoldungsordnung - das sind derzeit mehr als 12.000 Euro. Auch der Bund der Steuerzahler übte Kritik. Es brauche dringend gesetzliche Regelungen zur Finanzierung der Stiftungen, um Anspruch, Umfang und Kontrolle transparent zu regeln. Die "Hinterzimmer-Politik der Stiftungsfinanzierung müsse ein Ende haben, um dem Eindruck der Selbstbedienung entgegenzutreten", so BdSt-Präsident Reiner Holznagel. Nach Angaben des BdSt erhielten die Stiftungen 2020 für ihre Arbeit fast 550 Millionen Euro vom Bund. Anders als zum Beispiel bei den Parteien gibt es für die Stiftungen aber kein Gesetz, das die Finanzierung regelt.

Das konservativ christliche Menschenbild hat man mittlerweile an der Garderobe für Mainstream abgegeben. Man behauptet zwar auf der eigenen Webseite man habe den Auftrag die freie Entfaltung der Persönlichkeit und ihre Eigenverantwortung ebenso zu fördern, wie die soziale Verantwortung und die Solidarität. Dieser Auftrag sei gerade in unserer Zeit, in der die Erfordernis von mehr Eigenverantwortung, einer neuen "Kultur der Selbstständigkeit" und einer "aktiven Bürgergesellschaft" immer stärker hervortrete, mehr denn je aktuell. In Wahrheit tritt man dieses Gebot mit Füßen und verlangt Angepasstheit, Duckmäusertum und Blockwart-Verhalten wie in den finstersten Zeiten der deutschen Geschichte. Dies zeigen die Vorgänge um den Mediendialog unserer Vereinigung allzu deutlich.

Seit 11 Jahren gibt es diese hochkarätige Medienveranstaltung in München und seit 10 Jahren war die Hanns-Seidel-Stiftung unser Partner. Wir vom VEJ sind zuständig für die Redaktion der Inhalte, für die Auswahl der Teilnehmer, für die Finanzierung sämtlicher Honorare, Reisekosten und Catering. Die Hanns-Seidel-Stiftung stellt uns kostenfrei die Räume des Konferenzzentrums und die Technik zur Verfügung und durfte Ihren eigenen Einladungsverteiler zusätzlich benutzen.

Daraus entstand im Laufe der Jahre eine vielbeachtete Konferenz mit brisanten Themen und außergewöhnlichen, teils umstrittenen Teilnehmern. Nie hat die VEJ dabei den gemeinsamen Grundkonsens überschritten, nie Extremisten oder Feinde der Demokratie eingeladen. Dies war auch 2022 so, bis uns folgende Mail erreichte.

„Sehr geehrter Herr Dr. Schneider, Sie hatten bereits mehrfach mit uns Kontakt bzgl. Ihres traditionellen "Mediendialog - Seminars". Zuletzt haben Sie mit unserem Vorsitzenden über Ihr Programm zum Mediendialog 2022 gesprochen, wo er Ihnen deutlich gemacht hat, was für ihn und die Hanns-Seidel-Stiftung problematisch sei. Nachdem wir nun keine Änderung des Programms erhalten haben, schreibe ich Ihnen nun: Wie Sie wissen, sind wir nicht einverstanden damit, dass Sie Herrn Reitschuster ein Podium bei uns bieten. Wir legen allerdings bei einer etwaigen Kooperation stets Wert darauf, dass die Kooperationspartner sich über Inhalt und Personen einig sind. Daher ziehen wir unsere Kooperationszusage zurück, sowohl finanziell als auch in Form einer (digitalen) Teilnahme von Herrn MdEP Ferber. Falls Sie die Räumlichkeiten der HSS weiterhin nutzen wollen, müssen Sie einen ordentlichen Vertrag mit unserem Konferenzzentrum schließen, zu den dort üblichen Konditionen. Ich werde die zuständigen Kollegen im Konferenzzentrum entsprechend informieren. Mit freundlichen Grüßen, Martin Kastler M.A., Leiter des Vorstandsbüros und des Planungsstabs.

Das spannende dabei ist, dass die Mail keinerlei Bezug zur Realität hat. Nie hat irgendjemand und schon gar nicht der Vorsitzende,                                                            Europapolitiker Markus Ferber über Probleme gesprochen. Es gibt keine Mail, kein Telefonat, nichts, was diesen Willen verdeutlichen könnte.

Zwischen der Hanns-Seidel-Stiftung und der VEJ wurden ca. 35 Mails zur Organisation dieser Veranstaltung ausgetauscht. Davon wurde in keiner auch nur ansatzweise irgendein Thema problematisiert oder gar Herr Boris Reitschuster genannt. Das 
Organisationsteam hätte, zugegebenermaßen, die Kritik an Herrn Reitschuster als einem der profiliertesten und besten Journalisten Deutschlands, ausgezeichnet mit der Theodor-Heuss-Medaille für sein Engagement gegen Meinungsunterdrückung in Russland, nicht nachvollziehen können.

Die VEJ hatte sogar den Parteifreund des Markus Ferber, Gesundheitsminister Klaus Minister Holetschek eingeladen, der dann wegen Terminprobleme uns als Gegenpart Bernhard Seidenath (CSU) MdL empfohlen hat, der auch eingeladen war und zugesagt hatte.

Dann ging es Schlag auf Schlag. Seidenath sagte ab, das Konferenzzentrum präsentierte einen Kostenvoranschlag von rund 6.000.- €, der unseren kleinen Verband absichtlich in starke finanzielle Schwierigkeiten bringen sollte. Die Einladung über den Verteiler der Hanns-Seidel-Stiftung fand nicht statt.

Doch die VEJ knickte nicht ein. Der Vorstand war solidarisch. Boris Reitschuster durfte reden.  Wir schrumpften die Veranstaltung auf die Hälfte und konnten so das Schlimmste verhindern. Was können wir daraus lernen?

Hinter diesem Skandal steht letztlich ein problematisches, wenig liberales Verständnis vom Menschen und vom Staat. Der Bürger wird als unmündiges, leicht verführbares Wesen gesehen, den ein allwissender, wohlwollender Staat an die Hand nehmen, durch die böse Welt führen und vor allen Wechselfällen des Lebens schützen muss. Doch wer seine Bürger immer mehr bemuttert, darf sich nicht wundern, wenn sie am Ende immer unselbständiger werden. Demokratie und Marktwirtschaft aber sind im Gegenteil angewiesen auf Menschen, die sich zu informieren wissen und die in Selbstverantwortung entscheiden können.

Dieses Damokles-Schwert über der freien Meinungsäußerung wird nach Belieben eingesetzt. Vor allem sogenannte „Gutmenschen“ jeglicher Couleur denunzieren Menschen, die eine andere Meinung äußern, gerne mit einem Adjektiv das auf,- istisch oder -phob endet oder noch einfacher als Nazi. Wer die falschen Ausdrücke benutzt, gerät schnell ins Abseits.